Startseite: Blog Tec-Trends > Internet > Campus Internet: Der Hörsaal auf der Couch

Campus Internet: Der Hörsaal auf der Couch

Ein Studium von der Couch aus? Da bekommt der Begriff Couch Potato eine ganz neue Bedeutung. Es gibt unzählige Anbieter von Fernstudiengängen. Das Angebot zielt scheinbar direkt auf unseren inneren Schweinehund ab: Ohne das Haus zu verlassen ist es möglich, ein Studium abzulegen. Dabei gibt es sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge. Aber wie sieht so ein Studium aus und für wen ist es gedacht?

Rawpixel.com/shutterstock.com

Was kann ich mit einem Fernstudium erreichen und wie durchgesessen ist die Couch am Ende des Studiums? Nehmen wir uns ein wenig Zeit und untersuchen das Phänomen Campus Internet: Der Hörsaal auf der Couch.

Aus der Traum

Zu allererst lassen wir die Traumblase ganz schnell platzen: Auch ein Fernstudium ist ein Studium und bestimmt nicht ‚mal eben so‘ absolviert. Wer sich also gerade gemütlich auf der Couch sitzend – am besten dabei auf Netflix einen Serienmarathon laufen lassend – sieht, sollte jetzt genau aufpassen. Egal, wie man es dreht und wendet: Will man einen Bachelor oder Master machen, muss man Zeit und Arbeit investieren. Zu jedem Studium gehören Vorlesungen, Lernmaterial, das Aufmerksamkeit bedarf und schließlich Prüfungen, die geschafft werden müssen.

pixabay.com

Ein Fernstudium macht es lediglich möglich, ortsunabhängig zu sein und sich die Zeit etwas flexibler einteilen zu können. Insofern ist es besonders für Menschen gedacht, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen schlichtweg nicht die Möglichkeit haben, sich täglich oder regelmäßig zu einer Hochschule oder Universität zu befördern. Das betrifft zum Beispiel Eltern, die sich um ein Kind kümmern müssen oder berufstätige, die neben dem Studium weiter arbeiten möchten. Es gibt auch Fälle, in denen die Umstände milder sind: So manch ein motivierter und zielstrebiger Mensch hat auch schon auf Reisen ein Studium bewältigt. Aber ohne Disziplin wird das nichts und schon gar nicht während eines Netflix-Serienmarathons.

Der Ablauf

Aus welchen Gründen man sich auch für ein Fernstudium entscheidet, der Ablauf bleibt der gleiche. Für so gut wie alle Studiengänge ist ein Fernstudium 100% online zu absolvieren. Es gibt keine Anwesenheitspflicht und nur wenig feste Termine. Auf die „Pro-Liste“ gehört also auf jeden Fall der Punkt Flexibilität. Diese zieht aber, wie so oft, auch einen Punkt für die „Con-Liste“ mit sich: Selbstdisziplin. Diese liegt nicht jedem und je mehr Flexibilität uns Menschen gegeben wird, desto schneller verlieren wir uns in der Gemütlichkeit, nur um dann von der Lawine der Verantwortung irgendwann überrollt zu werden.

Aber fangen wir bei den Grundlagen an: Fernunis stellen Interessenten am Anfang direkt vor eine wichtige Frage: Wie schnell soll es gehen? So gibt es Modelle, die das Fernstudium als Vollzeitstudium durchziehen. In der Regelstudienzeit hat man die meisten Bachelor-Studiengänge damit innerhalb von 36 Monaten (also 6 Semester, sprich 3 Jahren) absolviert. Daneben gibt es aber auch Teilzeit-Modelle, die sich über einen längeren Zeitraum strecken. Meist liegen diese bei 48 Monaten (8 Semester, also 4 Jahre) oder 72 Monaten (12 Semester, also 6 Jahre). Man muss also für sich selbst abschätzen, wie viel Zeit man investieren kann und will.

Heruntergerechnet auf die wöchentliche Arbeit, die man in das Studium steckt, werden für das 4-jährige Studium etwa 20 Stunden und für das 6-jährige Studium etwa 10 Stunden pro Woche geschätzt. Meist lassen sich die Modelle auch nachträglich noch anpassen und es gibt Möglichkeiten zum Pausieren und Verlängern.

pixabay.com

Alles, was man zum Studium benötigt, sind ein Computer, ein Internetzugang und – wenn man es ernst meint und das sollte man – einen guten Arbeitsplatz, idealerweise in einem Raum ohne Fernseher. Die Vorlesungen, das Kursmaterial, Anlaufstellen für Fragen und auch die Klausuren werden online abgerufen. Wer jetzt glaubt, das sei eine Einladung zum Spicken, liegt falsch. Dank moderner Technologien steht man während der gesamten Prüfung  mit einem Beauftragten über die Webcam in Verbindung. Wem das zu stark an Big Brother oder 1984 grenzt, der kann die Prüfungen natürlich auch vor Ort ablegen. Dafür haben die Hochschulen unterschiedliche Prüfungszentren, teilweise auf der ganzen Welt.

Die Kosten

Die Kosten sind natürlich von Fernuni zu Fernuni unterschiedlich. Es gibt Studiengänge, die insgesamt nur etwa €2.000 kosten, aber durchschnittlich kann man mit etwa €11.000 bis €14.000 rechnen. Wichtig ist zu beachten, dass die gewählte Fernuniversität akkreditiert ist, also dass der Ablauf und damit auch der Abschluss anerkannt wird. Das hat mitunter auch einen großen Einfluss auf die Qualität des Studiums an sich. Bei der Bildung sollte man nicht zu sehr sparen.

Probieren geht auch beim Studieren

pixabay.com

Man kann sich nicht in allem immer sicher sein. Wer ein Auto kauft, fährt es ja auch erst einmal Probe und schaut sich das Fahrzeug ganz genau an. Einzelne Fernunis bieten tatsächlich eine 4-wöchige Testphase an. In dieser Zeit nimmt man an allen Kursen teil und kann das Fernstudium für sich ausprobieren. Meldet man sich nicht ab, so endet die „Probezeit“ und es geht nahtlos in das bezahlte Studium über. Meldet man sich ab, ist man weiser, aber nicht ärmer. Ob man sich über das Studium generell oder den konkreten Studiengang unsicher ist: Es lohnt sich, das Konzept für sich vorher zu erproben und zu sehen, wie gut – oder schlecht – man mit der Selbstdisziplin und dem Format zurechtkommt.

Fazit

pixabay.com

Die Digitalisierung hat viele Vorteile mit sich gebracht und die Möglichkeit, ortsunabhängig zu studieren ist einer davon. Jedoch gilt es hier wie so oft zu beachten: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Vorstellung, gemütlich von der Couch aus ‚mal eben‘ einen Bachelor oder Master zu absolvieren, ist reizend aber leider auch unrealistisch. Denn die Ansprüche haben sich durch die erhöhte Flexibilität nicht gesenkt. Man kann sogar so weit gehen und behaupten, ein Fernstudium verlangt mehr vom Studenten ab als ein reguläres Studium.

Schließlich bedarf es einer gehörigen Portion Disziplin und Organisationstalent, um sich selbst zum Arbeiten zu motivieren und Zeit für Vorlesungen und Lernen zu organisieren. Das Fernstudium bringt zwar den Hörsaal auf die Couch, wir empfehlen aber eher einen Schreibtisch.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.